Er wurde 1798 in Recanati (Marken) geboren. Sein Vater, der Graf Monaldo Leopardi, war ein verarmter Aristokrat, der sich der Kultur und den literarischen Studien widmete und für das "wirkliche Leben" keine Zeit erübrigen konnte oder wollte - eine Einstellung, die von seinem Sohn voll geteilt wurde. Giacomo hatte mit 16 Jahren eine umfassende Bildung, er konnte Latein und Griechisch perfekt und außerdem ein wenig Englisch, Französisch, Spanisch und Hebräisch. 

Das Lernen, das stundenlange Ausharren in der gleichen Lage, die fehlende körperliche Betätigung hatten mit der Zeit sehr schlimme Folgen für seine Gesundheit: er bekam Probleme mit den Augen und vor allem mit der Wirbelsäule. Vielleicht kommt daher seine eindeutig pessimistische Auffassung des Lebens, die sein literarisches Wirken sowie sein Privatleben stark beinflusste. Er hielt das Leben für langweilig und jeden Versuch, die Zukunft als positiv darzustellen, für ziellos. Sogar der technische Fortschritt erschien ihm negativ und schädlich für die Menschheit. Seiner Meinung nach soll der Dichter die Illusion des Glücklichseins erwecken, die in der Kindheit weit verbreitet ist, mit der Reife allerdings dahinschwindet. Seine ersten Werke als Dichter stammen aus dem Jahre 1820, seine besten Werke aus den Jahren 1828 bis 1932 ("La quiete dopo la tempesta", "Canti" und "Amore e morte"). Zu seiner Lebenszeit wurde er vor allem wegen seiner Prosawerke unter anderem "Le operette morali" bekannt. Um seine gesundeitlichen Probleme besser in den Griff zu bekommen, zog er 1833 nach Neapel, wo er 1837 starb.
 
Hier eine Komposition von Leopardi:
L'INFINITO
Sempre caro mi fu quest'ermo colle,
E questa siepe, che da tanta parte
Dell'ultimo orizzonte il guardo esclude.
Ma sedendo e mirando, interminati
Spazi di là da quella, e sovrumani
Silenzi, e profondissima quiete
Io nel pensier mi fingo; ove per poco
Il cor non si spaura. E come il vento
Odo stormir tra queste piante, io quello
Infinito silenzio a questa voce
Vo comparando: e mi sovvien l'eterno,
E le morte stagioni, e la presente
E viva, e il suon di lei. Così tra questa
Immensità s'annega il pensier mio:
E il naufragar m'è dolce in questo mare.

DAS UNENDLICHE
Lieb war mir stets hier der verlassene Hügel
und diese Hecke, die vom fernsten Umkreis
so viel vor meinem Blick verborgen hält.
Doch hinter ihr - wenn ich so sitze, schaue,
endlose Weiten, formt sich dort mein Denken,
ein Schweigen, wie es Menschen nicht vermögen,
und tiefste Ruhe; da verlernt die Seele
das Fürchten bald. Und wenn des Windes Rauschen
durch diese Bäume geht, halt ich die Stimme
dem Schweigen, dem unendlichen, entgegen,
ihm zum Vergleich: des Ewigen gedenk ich,
der toten Jahreszeiten und der einen,
die heute lebt und tönt. Und so versinken
im Unermeßlichen mir die Gedanken,
und Schiffbruch ist mir süß in diesem Meere.
 
Im Leopardi-Haus in Recanati (Marken) wurde im Jahre 1798 der berühmte italienische Dichter Giacomo Leopardi geboren. Leopardi war ein Meister der italienischen Literatur und schrieb wunderschöne Lyrik- sowie Prosatexte. Die Familie siedelte sich schon um das Jahr 1100 in Recanati an und besitzt dort heute noch zahlreiche Weinberge und Olivenhaine. Ihr Palazzo hat einen schönen Garten, der das Anwesen nördlich abgrenzt. Hier kann man die schöne Innentreppe, die zum "piano nobile" führt, sehen.  Die Bibliothek des Leopardi-Hauses wurde von Monaldo Leopardi, dem Vater des Dichters, errichtet und enthält circa 20.000 vorwiegend historische Bände sowie zahlreiche Originalschriften Giacomos. Die von Monaldo zwischen seinem 13. und 16. Lebensjahr gekauften Bücher wurden ohne genauen Plan erworben. Darunter sind auch kostbare und wertvolle Bücher. Erst später fing er an, beim Kauf eigene Kriterien zu verfolgen. Die auch für Freunde und Mitbürger offene sogenannte "libreria" wurde dann nach strengeren Kategorien erweitert. Das Leopardi-Haus kann besichtigt werden. Einen Besuch wert ist auch der noch heute funktionsfähige historische Keller. Das Haus und der Keller werden von der Familie Leopardi betrieben.
 
Nuernberg, 04.01.2016
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