Der Architekt Baldassarre Peruzzi hatte sie Anfang des 16. Jahrhunderts für den Bankier Agostino Chigi entworfen, und selbst mitgewirkt bei der Gestaltung der Räume.

Die Gartenloggia im Erdgeschoss, die „Loggia di Amore e Psiche“, vermittelt tatsächlich das Gefühl, sich im Freien zu bewegen, eins zu sein mit dem Garten vor der Villa. Die sinnlichen Fresken von Raffael und seinen Schülern erzählen, umgeben von festlichen Blumenranken, die Geschichte von Amor und Psyche. Lebensfreude vermitteln auch die Fresken in der „Loggia di Galatea“ und in der „Stanza del Fregio“.

Die Treppe, die in den ersten Stock führt, verziert mit weißen Rosetten an der Decke, erinnert mich in ihrer Anmut an die im Palazzo Spada. Überraschend dann die „Sala delle Prospettive“: Zwischen den mächtigen aufgemalten Säulen breiten sich Landschaften und Dörfer aus. Zu gewaltig, zu dicht, wirkt auf mich das Werk „Die Hochzeit Alexanders des Großen und Roxane“ von Giovanni Antonio Bazzi, genannt Sodoma, im Schlafzimmer von Chigi. Und welch merkwürdiger Kontrast zwischen Vulcano und den Putten, die ihm bei der Arbeit helfen!

Ich verweile noch etwas in dem akkurat angelegten Garten, ehe ich die Villa verlasse und überrascht auf der gegenüberliegenden Seite in der via della Lungara „Casa Internazionale della Donna“ lese. Neugierig geworden betrete ich dieses Haus, folge dem Hinweis „ristorante“ und nehme Platz in dem gut besuchten Raum – zu dem offenbar auch Männer Zutritt haben - mit schöner dunkler Holzdecke und verlockendem Buffet. Ich wähle Ravioli ai porcini con salsa tartufata und scampi al sapore di bosco, dazu ein Glas vino della casa. Und staune, wie preiswert diese vorzüglichen Gerichte sind. Beim Espresso komme ich ins Gespräch mit einer der Damen, die sich hier um die Gäste kümmern. Dieses Haus bietet Frauen Rat und Hilfe bei Problemen in der Familie, am Arbeitsplatz, bei juristischen Fragen und im Bereich der Verhütung. Und es bietet auch Unterkunft zu sehr moderatem Preis. Außerdem finden hier Kongresse, Ausstellungen und Kurse verschiedener Art statt. Ich werfe noch einen Blick in den Garten, der einlädt zum geruhsamen Lesen eines Buches aus der Bibliothek des Hauses.

Ich blicke auf meine Uhr und den Stadtplan und halte Ausschau nach einer Bushaltestelle.

Ende Februar wurde in den Scuderie del Quirinale eine Tintoretto-Ausstellung eröffnet, die bis zum 10. Juni 2012 zu besichtigen ist. Und wieder wirken einige von Tintorettos Gemälden auf mich zu gewaltig, sei es das Bild „San Marco libera lo schiavo dal supplizio della tortura“, sei es „La creazione degli animali“. Nicht viel anders ergeht es mir bei „Apollo und Dafne“. Und unwillkürlich muss ich an die wunderbar anmutige Darstellung dieses Sujets von Bernini in der Galleria Borghese denken, sofern man Skulptur und Gemälde miteinander vergleichen kann. Überrascht betrachte ich die „Madonna dei Camerlenghi“, denn die hatte ich vor kurzem erst in der Galleria dell’ Accademia in Venedig gesehen. Nun ist sie also auch hierher gereist…Es sind Tintorettos Selbstportraits, die mich sehr ansprechen, die so viel über ihn aussagen.

Ich steige die nicht enden wollenden Treppen der Scuderie hinab, überquere die Piazza del Quirinale und genieße wieder einmal den unvergleichlichen Blick auf Rom – auf all die Dächer, Kuppeln und Hügel: man wird des Schauens nicht müde – eine Aufforderung, bald wiederzukommen.

Ulrike Rauh 13.02.2016

Copyright Foto: Ulrike Rauh

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