Hier in Istrien werden die Ortsnamen auf Kroatisch und Italienisch angegeben. Für Touristen offenbar wichtige Dinge sogar dreisprachig, wie „med – miele - Honig“. In jedem Restaurant, vor jedem Verkaufsstand, genügen dann wieder zwei wesentliche Wörter: „grappa – Schnaps“.

Italien ist noch präsent in Istrien, dieser dreieckigen Halbinsel südlich von Triest. 500 Jahre lang, von 1277 bis 1797, gehörte Istrien zu Venedig. Diese Zeit prägte die Bauten der Paläste, Kirchen und, Glockentürme. Der Campanile von Porec wirkt wie ein Abbild von San Marco. Und ab und zu begegne ich auch dem geflügelten Löwen. Dann wurde Istrien Teil der Habsburger Monarchie, woran auch hier auf der Speisekarte als Nachtisch der Strudel erinnert. Nach dem Ende des ersten Weltkrieges bis zum Ende des zweiten gehörte die Halbinsel wieder zu Italien.

Noch heute gibt es in verschiedenen Städten, wie Porec oder Buje, italienische Kindergärten und Schulen. In einem Supermarkt unterhalte ich mich mit einer jungen Verkäuferin. Nein, sie besuchte keine italienische Schule, aber es gäbe so viele Radio – und Fernsehsender hier, so viele Touristen kämen aus Italien, oft auch nur über das Wochenende, da höre man ständig diese Sprache und lerne sie wie von selbst. Im Café Vero in Groznjan, diesem Künstlerdorf hoch oben auf dem Berg, befindet sich ein Gemeindezentrum, wie auch in anderen Ortschaften, für die Italiener, die hier leben: „Comunità degli Italiani Grisignana – Zajednica Talijana Groznjan“.

Die Besitzerin des Apartmenthauses, in dem ich eine Zeit lang wohne, spricht Kroatisch, Italienisch und Deutsch – in dieser Reihenfolge. Sie erzählt mir, dass ihre Mutter, die jetzt 90 Jahre alt sei, lieber Italienisch als Kroatisch spreche. Im Kroatischen seien zu viele Zisch – und Kehllaute. Wie wahr, denke ich. Aus Trieste wurde Trst. Wo sind bloß die Vokale geblieben?

Ulrike Rauh

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