Bei großer Hitze betrat ich den dazugehörigen Park und blickte bewundernd auf eine zauberhafte, zweigeschossige Villa mit breitem Treppenaufgang. Gegenüber befand sich ein bescheidenes Gebäude, davor ein Tisch mit Flyern, CDs, und Büchern. Ein älterer, sehr freundlicher Herr erklärte mir, dass in diesem ehemaligen Weinkeller der Villa nun das Museum untergebracht sei. Ich erhielt einen Audioguide und betrat eine Folge von Räumen, in denen eine Vielzahl unterschiedlichster Pianos aufgestellt sind. Schmuckstücke von Klavieren! Sie sind nummeriert, und sobald ich den entsprechenden Knopf auf meinem Audioguide drücke, kann ich zum Beispiel Stücke von Brahms, Schubert oder Chopin hören, gespielt von renommierten Pianisten auf diesen Klavieren.
Das Museum, das 1998 eröffnet wurde, geht auf die Initiative der Musikerin Giulia Centanin zurück, die letzte Nachkommin einer Adelsfamilie aus Anguillara Veneta, nahe Padua, Tochter der Pianistin Maria Margherita Masiero Centanin. In ihrem Testament legte sie fest, dass Teil ihres Vermögens und die Villa mit den umliegenden Gebäuden in eine Stiftung fließen sollten.1997 wurde die Fondazione Musicale Masiero e Centanin gegründet. Zweck der Stiftung war die Förderung musikalischer Erziehung, der Restaurierung historischer Musikinstrumente sowie der Musikliteratur, von Konzerten, Discographien und Stipendien. Die Stiftung hat ihren Sitz in der Villa Centanin, die 1889 von Giulia Centanins Großvater Orazio Masiero im Stil der damaligen Zeit erbaut wurde. Die Stiftung organisiert zudem Konzerte, die in der Villa, im Sommer auch im Park, stattfinden, wobei auf diesen Instrumenten gespielt wird.
Bei meinem Spaziergang zwischen den Klavieren aus dem 19. und 20. Jahrhundert bleibe ich immer wieder fasziniert vor den Werken der berühmtesten Klavierbauern Europas und der perfekten Restaurierung sowie der teilweise ungewöhnlichen Form der Instrumente stehen. Habe ich je ein Lyra-Klavier gesehen? Oder ein Schrank-Klavier? Aufmerksam betrachte ich auch die Porträts von Musikern, die Darstellungen von Musikinstrumenten und Konzerten. Vielleicht gelingt es mir einmal, hier ein Konzert zu besuchen.
Ulrike Rauh
(Juli 2022)
(copyright und Fotos: Ulrike Rauh)