Mailand kann sich nun mit den anderen schönen Städten Italiens zwar nicht messen, aber es ist doch erstaunlich, wie sich diese Stadt nach dem Unglück so vieler Belagerungen und insbesondere nach der viermaligen völligen Zerstörung und Plünderung wieder zum gegenwärtigen Stand emporheben konnte. Es stimmt allerdings, dass die Straßen krumm und eng sind und Häuser wie Paläste nur über Fenster aus Papier verfügen, was in einer so großen Stadt, die einen Umfang von zehn italienischen Meilen hat, hässlich aussieht. Ansonsten ist Mailand sehr volkreich. In seinen Mauern wohnen über 30.000 Seelen, und das weibliche Geschlecht gilt dem Äußeren nach als das schönste ganz Italiens; der Berechnung eines Kenners und Mathematikers zufolge soll hier auf fünf Schöne nur eine Hässliche kommen, aber das ist eine Rechnung, die ich weder unterschreiben kann noch will. .... Weniger üblich ist in Mailand etwa die Unterordnung der Frauen, da diese minder streng beaufsichtigt und zudem von Cicisbei begleitet werden; die Mädchen bleiben bis zu ihrer Verheiratung im väterlichen Haus, ohne dass man sie in die Mauern eines düsteren Klosters einsperren würde, wie dies vorzüglich die eifersüchtigen Venezianer und Neapolitaner tun. Die Stadt ist nicht sehr befestigt, da sie nur von einem Erdwall und einer alten, teilweise eingestürzten Mauer umgeben wird. Auf dieser kann man den gesamten Umfang der Stadt abmessen, wobei man sich beständig zwischen weißen Mauern ergeht, die zu beiden Seiten gebaut wurden.

Nürnberg, 26.12.2015